Es gibt kaum ein Gericht, das mich so an meine Kindheit erinnert wie ein klassischer Steckrübeneintopf. Meine Großmutter hat den deftige Eintopf aus Kartoffeln, Möhren und Steckrübe häufig gekocht als ich noch klein war. Und auch im Rezeptarsenal meiner Mutter hatte der Steckrübeneintopf im Herbst und Winter seinen festen Platz.
Wenn Du im Süden unserer Republik wohnst, dann ist Dir der Steckrübeneintopf vielleicht gar nicht so geläufig. Sofern Du aber – wie ich – mit Küste, Wind, Strand und Flens im Land zwischen den Meeren aufgewachsen bist, dann kennst Du diesen Eintopf vermutlich sehr gut.
Denn Steckrübeneintopf ist ein einfaches, typisch norddeutsches Gericht, das Du unbedingt mal ausprobieren solltest!
Die Steckrübe – Aufstieg der „Ostpreußischen Ananas“
Du hast richtig gelesen: Die Steckrübe wurde früher auch „Ostpreußische Ananas“ genannt. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Steckrübe ein echtes Arme-Leute-Essen und fand eher als Tierfutter sowie als letzte Notreserve in Krisenzeiten Verwendung.
Wenn die Kartoffelernte schlecht ausfiel, musste häufig die Steckrübe herhalten. Nicht nur für Eintöpfe, sondern sogar als Ersatz für Kaffee – man mag es kaum glauben. Das führte dazu, das die eigentlich so verpönte Steckrübe der Bevölkerung mit der Bezeichnung „Ostpreußische Ananas“ schmackhaft gemacht werden sollte.
Ein paar Jahrzehnte später hat das tatsächlich funktionier: Der Steckrübeneintopf ist im Norden Deutschlands genauso wie die klassische Ochsenschwanzsuppe oder ein leckeres Labskaus noch immer ein beliebtes Gericht.
Und mittlerweile entdecken auch Sterneköche die Steckrübe. Der Berliner Sternekoch Tim Raue beispielsweise serviert die Steckrübe als „Eintopf von Senfkohl, Steckrübe und Pekingente mit Paprikasaft“. Roh über Salat gehobelt kann das Gemüse ebenfalls serviert werden oder alternativ eingelegt werden. Die Empfehlung der Sterneköche ist in der Regel, die Steckrübe nicht zu lange zu kochen, um den Geschmack zu erhalten.
Tipp: Im Steckrübeneintopf hingegen darf das Gemüse gern rund eine Stunde kochen, denn nur so entwickelt sich der charakteristische, leicht kohlartige Geschmack, den wir norddeutschen Kohlköppe so lieben.
Diese Zutaten brauchst Du für den Steckrübeneintopf
Für einen großen Pott Steckrübeneintopf brauchst Du nur wenige Zutaten. Vermutlich hast Du einige sogar bereits im Haus. Lass‘ uns daher mal einen Blick werfen, was benötigt wird.
- Steckrübe: Der Hauptdarsteller dieses Gerichts ist natürlich die Steckrübe. Früher noch als Tierfutter abgetan ist sie heute wieder voll im Trend. Du bekommst die Steckrübe auf dem Wochenmarkt oder im Lebensmittelladen. Am Besten in Bioqualität kaufen – anschließend schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. So wird’s ein leckerer Eintopf!
- Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln: Ich verwende mehligkochende Kartoffeln für eine schöne Bindung im Eintopf sowie ganz normale weiße Zwiebeln. Und für etwas mehr Farbe habe ich in diesem Rezept bunte Möhren (gelb, orange und violett) verwendet. Du kannst aber auch ganz normale orangene Karotten nehmen.
- Brühe: Eine kräftige Rinderbrühe gibt dem Steckrübeneintopf mehr Geschmack. Wenn Du Dich vegetarisch ernährst, kannst Du auch eine Gemüsebrühe verwenden – beispielsweise eine selbst gemachte Instant Gemüsebrühe.
- Fleisch: Für die Einlage des Eintopfs nehme ich gerne einen gepökelten und gekochten Schweinbauch. Auf 1 Kilo Steckrübe kommen gut und gern 250 Gramm Fleischeinlage. Wenn Du keinen Schweinebauch bekommst, kannst Du auch normalen geräucherten Speck nehmen. Als Alternative bieten sich auch Kabanossi, Kohlwürste oder andere Fleischeinlagen an. Vegetarierer können das Fleisch gern weglassen – dann würde ich aber des Geschmacks wegen mit etwas Rauchsalz würzen.
- Gewürze: Einfacher geht’s nicht – an den Steckrübeneintopf kommen nur Salz, Pfeffer und Lorbeer. Am Ende wird mit etwas Essig und Zucker abgeschmeckt und mit Petersilie bestreut. Wenn Du magst, kannst Du etwas Rauchsalz* hinzugeben, dann wird es noch aromatischer.
Auch die Zubereitung ist super einfach. Zunächst einmal suchst Du Dir alle benötigten Zutaten zusammen. Das spart dir Hektik in der Küche.
Nun wird das Gemüse vorbereitet – also gewaschen, geschält und in mundgerechte Stücke geschnitten.
Dn Speck bzw. Schweinebauch würfeln und in einem großen Topf anbraten. Dann kommt das Gemüse dazu und wird kurz angedünstet. Anschließend mit Brühe und Wasser aufgießen und rund 1 Stunde ohne Deckel köcheln lassen. Nun nur noch mit Salz und Pfeffer sowie Zucker und Essig abschmecken. Mit Petersilie bestreut servieren!
Kindheitserinnerungen im Topf – und das Rezept für den klassischen Steckrübeneintopf
Während ich diese Zeilen schreibe, köchelt seit knapp einer Stunde mein Steckrübeneintopf langsam auf dem Herd vor sich hin und erfüllt die ganze Wohnung mit einem tollen, aromatischen Duft.
Das weckt sofort Kindheitserinnerungen. An Wochenenden im Winter, an denen meine Mutter den Eintopf gekocht hat und das Haus erfüllt war von diesem Geruch. Und auch jetzt verspüre ich eine gewisse Vorfreude – nicht nur darauf, das Gericht gleich ablichten zu können, sondern auch darauf, eine große Schüssel davon wegzulöffeln.
Aufgewärmt schmeckt der Steckrübeneintopf übrigens noch besser. Daher koche ich immer gleich die doppelte Menge und versorge meine Familie damit. Oder ich friere den Eintopf portionsweise ein.
Nun aber endlich das Rezept für den klassischen Steckrübeneintopf, wie ihn meine Oma schon gekocht hat.
Norddeutscher Steckrübeneintopf
Küchenhelfer
Zutaten
- 250 g Speck alternativ auch vorgekochten Schweinebauch
- 1 kg Steckrübe
- 500 g Kartoffeln mehligkochend
- 500 g Möhren
- 4 Stück Zwiebeln
- 1 Stück Lorbeerblatt
- 500 ml Rinderbrühe
- 1 Liter Wasser
- Salz und Pfeffer
- etwas Zucker
- etwas Weißweinessig
- frische Petersilie
Anleitungen
- Zuerst wird das Gemüse für den Steckrübeneintopf vorbereitet. Dazu die Steckrübe schälen und in mundgerechte Würfel schneiden. Zwiebeln fein würfeln. Kartoffeln sowie Möhren schälen und in Würfel schneiden.
- Nun den gewürfelten Schweinebauch oder den Speck in einem großen Topf anbraten. Je nach Fettgehalt eventuell etwas Öl dazugeben. Anschließend das Gemüse und das Lorbeerblatt hinzugeben und alles unter Rühren andünsten.
- Mit 500 ml Brühe und 1 l Wasser aufgießen und mit Salz und Pfeffer würzen. Nun 1 Stunde ohne Deckel sanft köcheln lassen.
- Nun mit Zucker und Essig abschmecken und mit Petersilie bestreut servieren.
SUPPORT
Du magst meine Rezepte? Dann würde ich mich freuen, wenn Du mir einen Kaffee ausgibst. 🙂
Video
Notizen
Nährwerte
Ich wünsche Dir wie immer ganz viel Spaß beim Ausprobieren dieses Rezepts. Lass‘ mich in den Kommentaren gern wissen, wie es Dir geschmeckt hat und ob der Steckrübeneintopf bei Dir zuhause vielleicht anders gekocht wurde.
Viele Grüße,
Dein Jannik
3 Kommentare
Schönes Rezept wie es meine Großmutter aus Dithmarschen auch immer gekocht hat. Mach gern mal mehr der norddeutschen Klassiker! 😀
Danke für das tolle Rezept 😉
Ich bin erst vor kurzem auf deine Rezepte gestoßen und das hier war das zweite was ich nach gemacht haben das erste war dein tsasiki und beide Rezepte waren super 😉
Ich werde demnächst noch deine Erbsensuppe nachkommen wobei das ja eher die deiner Großmutter ist 😉
Danke für Deinen Kommentar, lieber Stephan! Freut mich, dass es dir geschmeckt hat. 😋 Wenn Du mal Wünsche oder Vorschläge haben solltest, dann immer gern her damit. Und ansonsten natürlich gern weiter fleißig durchprobieren. Ich freue mich auf jeden Fall immer über Feedback, wie es geschmeckt hat. Liebe Grüße, Jannik