Im Erdloch garen – Anleitung für den ältesten Ofen der Welt von Jannik Degner 23. Mai 2023 geschrieben von Jannik Degner 7,6K Garen im Erdloch – das ist das ultimative Abenteuer für alle Kochbegeisterten, die dem Grillen genauso verfallen sind wie ich. Der Erdofen ist eine der ältesten Garmethoden der Welt. Ob auf Samoa, in der Karibik oder in Mexiko – der Erdloch-Grillen ist dort seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Esskultur. Und genau das musste ich natürlich mal ausprobieren. Zwar nicht im fernen, warmen Mexiko, sondern im kühlen norddeutschen Garten meiner Schwester – aber das spielt ja nun wirklich eine untergeordnete Rolle. 😋 Eigentlich baust Du Dir mit dem Erdloch Deinen eigenen kleinen Backofen mit Ober-/Unterhitze. Das macht jede Menge Spaß, führt zu einem tollen Ergebnis und zeigt Dir mal, wie viel Luxus der Backofen in der Küche eigentlich ist. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich mir nicht jedes Mal ein Erdloch buddeln muss. Los geht’s mit unserem Erdloch-Abenteuer! Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Erdloch-Grill Das brauchst Du für Deinen eigenen Erdofen Werfen wir mal einen Blick auf das Equipment, das Du für Deinen Erdloch Grill brauchst. Zum Vorbereiten des Erdlochs: einen Spateneventuell eine Schubkarre für die Erdeeinige große Granitsteineungefähr 25-30 Kilo Feuerholzeine ordentliche Ladung Wiesenschnitt oder Bananenblätter Und zum Garen brauchst Du außerdem: Fleisch, das sich zum Schmoren eignetGewürze oder eine leckere GewürzmischungBananenblätter oder feuchtes Backpapier zum Einwickeln Schritt 1 – Buddeln, was das Zeug hält Alles beginnt mit einem Loch. Und das will natürlich erstmal geschaufelt werden. Je nach dem, welche und wie viele Lebensmittel zu im Erdloch garen möchtest, kann das Erdloch größer oder kleiner ausfallen. Wir haben uns für ein Loch von ca. 60 x 60 cm entschieden. Die Tiefe lag bei rund 70-80 cm – schließlich kommen da jede Menge Steine und noch viel mehr Holz rein. Schritt 2 – Steine müssen her Wenn Du mit Deinem Erdloch zufrieden bist, gibst Du ein paar ordentliche Steine dazu. Aber aufgepasst, denn Stein ist nicht gleich Stein. Die Steine sollen die Hitze des Feuers speichern und sie langsam an das Gargut abgeben. Bei einigen Gesteinsarten kann es jedoch passieren, dass Wasser- oder Lufteinschlüsse zum Springen, Platzen oder gar Explodieren der Steine führen. Und das soll natürlich tunlichst vermieden werden, denn wer will beim Erdlochgrillen schon von herumfliegenden, ziemlich heißen Gesteinsteilen getroffen werden?! Ich habe mich für Granit entschieden. Wir hatten noch einige davon im Garten liegen und zusätzlich habe ich noch einige kleinere Granitsteine aus dem Baumarkt besorgt. Du kannst aber auch beim Natursteinhändler vorbeischauen und Dein Anliegen schildern. Auf keinen Fall würde ich aber Kalkstein, Sandstein, Yton oder ähnlichen Stein nehmen. Auch Beton kann in der Hitze bersten – immerhin werden die Stein bis zu 800 Grad heiß. Die Steine werden einfach auf den Boden des Erdlochs gegeben. Schritt 3 – Feuer machen Nun wird’s heiß, denn zum Erdloch garen brauchen wir natürlich ein ordentliches Feuer. Dazu schichtest Du Buchenholz, Palettenholz oder auch unbehandelte alte Holzreste in dem Erdloch auf und zündest das Ganze mit ein paar Grillanzündern an. Schritt 4 – Abwarten und Bier trinken Das Feuer muss vollständig herunterbrennen, denn wir brauchen nur die Glut. Insgesamt empfiehlt es sich, eine rund 15-20 cm hohe Glutschicht auf den Steinen liegen zu haben. Das kann – abhängig vom Wetter und auch vom Holz – gut und gerne mal so 2-3 Stunden dauern. Hier ist also das erste Mal Geduld angesagt – aber das wird es vielleicht Zeit für das erste Bier?! Wer mag, natürlich auch gern alkoholfrei – beispielsweise „Der Kapitän“ von Landgang aus Hamburg. Ein schönes alkoholfreies IPA. Schritt 5 – Fleisch, Gemüse & Co. einlegen Wenn Dein Holz heruntergebrannt ist, hat sich eine schöne Glutschicht gebildet. Jetzt gibst Du eine gute Portion Wiesenschnitt, Gräser oder Heu auf die Glut. Das Gras kann gern noch ein wenig feucht sein, damit es in der Glut nicht direkt verbrennt. Darauf kommt nun das Fleisch oder das Gemüse. Zum Garen im Erdloch eignen sich inbesondere größere Stücke, die eine lange Gar- oder Schmorzeit benötigen. Ich habe mich für einen Schweinenacken entschieden und daraus ein schönes Pulled Pork gemacht. Außerdem gab es noch Pulled Beef – dafür habe ich ein Bürgermeisterstück (englisch Tri-Tip) mit dem Wiesel Magic Beef Rub von Ankerkraut gerubbt. Das Fleisch wird in Bananenblätter oder in einige Lagen feuchtes Backpapier eingewickelt und mit Küchengarn fest umschnürt, damit später im Erdloch nichts aufgeht. Ich habe testweise noch ein wenig Gemüse mit in das Erdloch gegeben – das war allerdings nicht der beste Plan. Warum, das verrate ich Dir weiter unten! Auf das Gargut kommt eine weitere Schicht Wiesenschnitt und schließlich eine Schicht Erde. Der Erdloch Ofen ist jetzt fertig! Wenn Du möchtest, kannst Du vorher auch ein paar Steine in der Glut erhitzen und diese anschließend auf den Wiesenschnitt geben. Dann ist die Temperatur höher und Dein Fleisch gart ungefähr eine Stunde schneller. Schritt 6 – Abwarten und noch mehr Bier trinken Und jetzt heißt es: Warten! Denn bis die Stücke durchgegart und zart sind, kann es – abhängig von der Größe – durchaus 5-8 Stunden dauern. Ich habe die Temperatur in Garraum und die Kerntemperatur des Fleischs mit einem Grillthermometer überwacht. Überraschenderweise ist die Temperatur sehr gleichmäßig und verhältnismäßig schnell gestiegen. Ich habe das Erdloch um 9.00 Uhr vorbereitet und das Fleisch um 12.30 Uhr in den Erdofen gegeben. Zu Beginn betrug die Kerntemperatur 12 Grad Celsius. Bereits nach 1 1/2 Stunden ist die Temperatur auf 46 Grad Celsius gestiegen und nach rund 4 1/2 Stunden hatte das Pulled Pork dann die Kerntemperatur von 92 Grad erreicht. Diese Zeit kann man aber wunderbar mit einem Bier, einem leckeren Cocktail, einem guten Buch oder der Zubereitung der Beilagen verbringen. Schritt 7 – Ausgraben & genießen Schließlich ist der große Moment gekommen: Ran an die Schaufel und vorsichtig die Erde entfernen. Dabei solltest Du darauf achten, dass Du mit der Schaufel nicht das Fleisch beschädigst – sonst kann sich Sand ins Innere der Bananenblätter verirren und das wollen wir ja wirklich nicht. Währen des Ausgrabens riecht es nach vergorenem Gras, erdig und auch ein klein wenig muffig. Das ändert sich aber schlagartig, wenn Du die Bananenblätter öffnest. Das Fleisch sieht wunderbar zart und saftig aus. Außerdem verströmt es einen Geruch, der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Beim Gemüse hingegen sieht das etwas anders aus: Die lange Garzeit hat das Gemüse zwar vertragen, allerdings hätte ich aus den Kartoffeln und den Möhren eher ein Püree machen können – so weich geschmort war es. Beim nächsten Erdloch würde ich das Gemüse etwas weiter oben vergraben und auch früher entfernen. Aber lecker war es trotzdem! Bei uns gab es zum Pulled Pork und Pulled Beef außerdem noch selbstgemachte Maistortillas, eine Pico de Gallo, Joghurt, frischen Koriander, Salat vom Hochbeet und scharfe Chilisauce. Die häufigsten Fragen rund um das Thema „Im Erdloch garen“ Hier noch einmal alle wichtigen Informationen auf einen Blick – damit bei Deinem Erdloch nichts schief geht. Welches Holz brauche ich für den Erdloch Grill? Du kannst fast jedes Holz für das Feuer nehmen. Ich bevorzuge Buchenholz oder alte Holzreste, beispielsweise von Paletten. Wichtig ist nur, dass das Holz für das Erdloch unbehandelt und nicht lackiert ist. Aber das versteht sich wohl von selbst. Welche Steine zum Erdloch Garen? Bei den Steinen empfehle ich Dir Granitsteine, da diese die Hitze gut speichern und nicht dazu neigen, zu platzen. Auch gebrannte Steine wie Ziegel können für das Erdloch verwendet werden. Bitte verwende keinen Sandstein, Kalkstein oder Ytong – diese Steine können durch Feuchtigkeitseinschlüsse in der Hitze sogar explodieren oder platzen. Welches Fleisch funktioniert im Erdofen? Am Besten werden Fleischstücke, die für langes Kochen oder Schmoren geeignet sind. Vom Rind sind das beispielsweise das Bürgermeisterstück, falsches Filet, Rinderbraten oder Teile der Keule. Beim Schwein der Nacken, die Schulter oder Teile der Ober- oder Unterschale. Bei Lamm und Wild kannst Du beispielsweise die Keule im Erdloch zubereiten. Und auch Geflügel kann im Ganzen im Erdloch gegart werden. Kann ich auch Gemüse im Erdloch garen? Auch Gemüse wie Kartoffeln, Sellerie, Kürbis, Knoblauch, Möhren, Mais oder Kohl kann im Erdloch zubereitet werden. Ich würde das Gemüse aber trotzdem gut verpacken, damit es nicht zu erdig wird. Wie viel Zeit muss ich für das Erdloch Grillen einrechnen? Das kommt ganz darauf auf, was Du zubereiten willst. Bis der Erdloch Grill einsatzbereit ist, brauchst Du für das Abbrennen des Feuers und das Vorbereiten in der Regel 3-4 Stunden. Ansonsten gelten die folgenden Richtwerte:– Für Gemüse: 40 Minuten– Für Fisch: 40 Minuten– Für größere Fleischstücke: 5-6 Stunden– Für ganze Hühner o.ä.: 4-6 StundenJe nach Temperatur im Erdloch und Größe des Garguts können diese Zeiten aber variieren. Wie erkenne ich, ob das Fleisch durchgegart ist? Ich verwende immer ein Grillthermometer, denn mitten im Garvorgang in das Erdloch zu schauen, ist leider etwas schwierig. Daher gilt auch die Prämisse: Lieber etwas länger garen als zu kurz, denn durch die hohe Feuchtigkeit im Inneren des Erdofens ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Dein Fleisch oder Gemüse austrocknet. Mit einem Thermometer gehst Du aber in jeden Fall auf Nummer Sicher! Das war unser Erdloch-Abenteuer! Was meinst Du: Ist diese Garmethode auch etwas für Dich? Dann lass‘ es mich in den Kommentaren doch gleich wissen. Und wenn Du gleich noch mehr Grillen möchtest, dann schau‘ Dir mal meine Anleitung für selbstgeräucherten Lachs an. Es würde mich außerdem sehr freuen, wenn Du mich mit dem Hashtag #tastybitsDE in Deiner Instagram Story markierst! Dann landest Du auch direkt in meiner Story! 😋 Falls Du kein neues Rezept oder Kochabenteuer wie das Weber Home Event 2019 mehr verpassen willst, dann folge mir doch gleich auf Instagram, Youtube & Co.! Ich freue mich auf Dich! Facebook Instagram Pinterest YouTube Ich wünsche Dir viel Spaß beim Erdloch Garen, Dein Jannik Zuletzt aktualisiert am 23. Mai 2023 von Jannik Degner. Erstmals veröffentlicht am 8. Juni 2020 Teilen 3 FacebookTwitterPinterestEmail Jannik Degner Hallo, mein Name ist Jannik und ich bin Foodblogger und Genuss-Journalist aus Lübeck. Auf meiner Website zeige ich dir meine Rezepte, kulinarischen Ideen & Inspirationen rund um die Themen Essen, Trinken & Genießen. Seit mehr als 10 Jahren ist das Kochen meine Passion und mein Beruf. Ich entwerfe Rezepte, probiere so ziemlich alles, was es zu probieren gibt, verwerfe Ideen & Experimente, tausche mich mit namhaften Köchinnen und Köchen sowie Lebensmittelentwicklern und anderen Food-Nerds aus und versuche in meinen Rezepten alles einfließen zu lassen, was Du brauchst, um in Deiner Küche etwas leckeres zu kochen. Denn Dein Genuss ist mein Ziel! » Hier erfährst Du mehr über mich ... Das könnte Dich auch interessieren ... Die besten Superbowl Rezepte Ein Besuch im Henne Kirkeby Kro an der dänischen Westküste Die R.SH Grillparty im Juni 2020 CITTI Fischliebhaber-Abend in Lübeck Unser Weber Home Event … 1 Kommentar nanu 4. Oktober 2023 - 22:16 Tja, also ich habe keine Granitsteine im Garten liegen… Somit werde ich mit meinem neu angeschafften Raketenöfchen kochen (im Gusseisenopf). Antworten Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen Bewerte dieses Rezept Bewerte dieses Rezept Speichere meine Namen, meine Mailadresse und meine Website im Browser für den nächsten Kommentar. Ich möchte auch den kostenfreien Newsletter erhalten!